Ossis und Wessis, Preußen und Nordrhein-Westfalen"Wir träumten vom Paradies und wachten auf in Nordrhein-Westfalen." Als die Ossis - Gauck zufolge - ausgerechnet dort aus ihren paradiesischen Träumen erwachten, waren sie nicht nur wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen, sondern - ironischerweise - auch wieder auf altem preußischen Boden, in "Preußen im Westen", in den ehemaligen preußischen Westprovinzen. Das harte Erwachen der Ossis im ungemütlichen NRW war die späte Strafe dafür, dass sie vor langer Zeit fröhliche Rheinländer und behäbige Westfalen zu Preußen umfunktioniert hatten. Selber Schuld. Im Übrigen hätten die Ossis ja auch nach Bayern gehen können. Vielleicht hätten sie dort das Paradies gefunden. Aber auch nur vielleicht. Denn auch dort hat die Gemütlichkeit Grenzen. Schon F.-J. Strauß hatte wiederholt mit drohendem Unterton gesagt: "Wir Bayern müssen bereit sein, wenn die Geschichte es erfordert, notfalls die letzten Preußen zu werden!" Und sei’n wir doch mal ehrlich. In tiefster Seele waren doch auch die Ossis immer Preußen geblieben, mehr sogar als andern, selbst als Kommunisten: Parade der Nationalen Volksarmee: Nordrhein-Westfalen ist quasi auf preußischem Mist gewachsen im alten Preußengeist groß geworden – oder neutral formuliert: "Preußen hat seine Spuren in Nordrhein-Westfalen hinterlassen. Als 1815 auf dem Wiener Kongress das Rheinland und Westfalen Preußen zugesprochen wurden, begann eine offizielle Beziehungsgeschichte, die jedoch schon ab dem 17. Jahrhundert über die brandenburgisch-preußische Territorialgeschichte im Westen des Reiches ihren Anfang nahm" (Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen in einem Buchhinweis auf "Rheinland, Westfalen und Preußen").
Siehe auch Preußen Museum Nordrhein-Westfalen mit der Frage: Preußen - Aber wo liegt es? Hier herrschten die preußischen Tugenden und keine paradiesischen Zustände. Es konnte keiner machen, was er wollte, aber sagen und schreiben, was er dachte, durfte auch keiner. Wirtschaftlich ging es dank der noch heute hoch geschätzten großen preußischen Verwaltungsreformer voran, aber von echter Freiheit konnte man damals nur träumen, was besonders den (in Düsseldorf geborenen) Dichter Heinrich Heine gewaltig störte, der sich literarisch mit Preußen anlegte: Über Minden an der Weser in Ost-Westfalen schrieb Heine, der von seinem Pariser Exil aus eine Reise nach Hamburg gewagt hatte, in seinem Wintermärchen: Minden ist eine feste Burg, Während seiner Übernachtung dort plagte ihn in einem schrecklichen Fiebertraum neben anderen Spukgestalten ein Geier mit Krallen und schwarzem Gefieder, der dem preußischen Adler glich, ein Horrortraumbild, das von einem schmutzigen Quast ausgelöst wurde, der vom Baldachin seines Himmelbetts herunterhing und ihm die ganze Nacht auf die Nerven ging - bis er schweißgebadet erwachte: Ich jammerte lange – da krähte der Hahn, Trotzdem nichts wie weg aus dem schwer befestigten Minden und dem Staat Preußen, so schnell wie im Postkutschenzeitalter möglich: Ich reiste fort mit Extrapost, Wegen dieser und ähnlicher satirischer Frechheiten erließ der preußische König 1844 Haftbefehl gegen den Dichter. Die Unterdrückung der dichterischen Freiheit durch die Regierung ist heutzutage und hierzulande wohl ein geringeres Problem - jedenfalls geringer als als jene dichterischen Freiheiten, die sich unsere (ab und zu wechselnden und jederzeit austauschbaren) Regierungen nun selber herausnehmen. Die aber sollten sich besser an die Wahrheit halten als an die Dichtung, vor allem im Bereich Wirtschaft und Soziales. http://www.pdwb.de/nd31-preuss.htm Homepage: www.pdwb.de |