Einleitung


Hinweis: Neben der folgenden (älteren) Einleitung gibt es auf dieser Website eine (neuere) Einführung in die Thematik. Siehe Homepage www.pdwb.de.


Im Jahre 1950 hatte die Weltbevölkerung eine Größe von rund 2,5 Milliarden Menschen erreicht.
Bis zum Jahr 2000 - also in nur 50 Jahren - stieg sie dramatisch auf eine Zahl von rund 6,1 Milliarden
und bis zum Jahre 2050 soll sie nach Berechnungen der UN auf rund 8,9 Milliarden weiterwachsen.

So jedenfalls die Ergebnisse der World Population Prospects: The 2002 Revision, herausgegeben im Februar 2003 von der United Nations Population Division: "Official UN estimates (1950-2000) and projections (2000-2050) for every country in the world, including estimates and projections of 28 demographic indicators, including birth rates, deaths rates, infant mortality rates and life expectancy".

1960 betrug die Weltbevölkerung 3 Milliarden. Inzwischen hat sie sich bereits mehr als verdoppelt. 2013 soll die siebte und 2028 die achte Milliarde voll sein. - Wer 1960 geboren ist, wird 2028 ein Lebensalter von 68 Jahren erreicht haben. Das ist nichts im Vergleich zur uralten Geschichte der Menschheit und doch wird die Zahl der auf der Erde lebenden Menschen innerhalb dieses kurzen Zeitabschnitts von 3 auf 8 Milliarden in die Höhe geschnellt sein.

Insofern leben wir heutigen Erdenbewohner in einer einzigartigen Epoche - mit ungeahnten Risiken. Denn die ökologischen, sozialen, wirtschaftlichen und weltpolitischen Auswirkungen einer so gravierenden Veränderung in so kurzer Zeit lassen sich kaum vorhersehen, auch nicht, ob sie einmal ihrerseits restriktiv auf das Wachstum der Menschheit zurückwirken werden. Unterschätzen wir dabei vor allem nicht das Konfliktpotential innerhalb einer so groß gewordenen Weltbevölkerung, sowohl auf internationaler Ebene als auch im Innern unheimlich schnell gewachsener Länder.

Nach dem Jahr 2200 soll sich die Weltbevölkerung bei etwas über 10 Milliarden nahezu stabilisieren. Doch schon für 2054 werden 9 Milliarden Menschen erwartet. Im Jahr 1800 waren es erst knapp 1 Milliarde. Die letzten Angaben stammen aus einer UN-Publikation, die am 12. Oktober 1999 erschien, als nach den Berechnungen der Statistiker die 6-Milliarden-Marke erreicht wurde: "The World at Six Billion".


In der Regel liegen die Bevölkerungsstatistiken der Vereinten Nationen im Zeitrahmen 1950 bis 2050. Wenn in der 2002 Revision der World Population Prospects die Weltbevölkerung des Jahres 2050 mit 8.918.724 Tausend = rund 8.919 Millionen oder etwa 8,9 Milliarden angeben wird (siehe oben), handelt es sich allerdings um das Ergebnis einer von drei Berechnungsvarianten, nämlich der mittleren innerhalb einer Bandbreite von 7,4 Mrd. (niedrige Variante) bis 10,6 Mrd. (hohe Variante), abhängig von unterschiedlichen Annahmen über die weitere Entwicklung der Fertilität (Fruchtbarkeit), d. h. der Anzahl der Geburten pro Frau im Laufe ihres Lebens, die jedoch von Land zu Land sehr unterschiedlich ausfällt.

Daneben existiert noch eine vierte Rechenvariante unter der Annahme einer langfristig konstanten Fertilität, d. h. bei einer unveränderten Anzahl der Geburten pro Frau (und zwar auf dem jeweiligen landesspezifischen Niveau im Zeitraum 1995 bis 2000). Diese - rein hypothetische - Variante würde sogar zu 12,8 Milliarden Menschen im Jahr 2050 führen.

(Im Zeitraum 1995 bis 2000 lag die Fertilität in den Ländern der Erde zwischen 8,0 Geburten pro Frau im westafrikanischen Niger und 1,1 in Hongkong und betrug im Weltdurchschnitt kaum mehr als 2,8. Bei konstanter Fertilität in allen Ländern würde allerdings der Weltdurchschnitt wieder ansteigen, weil die geburtenstarken Entwicklungsländer einen weiter zunehmenden Anteil an der Weltbevölkerung ausmachen werden.)

Neben diesen unterschiedlichen Annahmen über die Entwicklung der Fertilität (niedrig, mittel, hoch, konstant) basieren die vier Projektionen zugleich auf einer bestimmten Annahme darüber, wie die Mortalität (Sterblichkeit) zurückgehen und folglich die Lebenserwartung der Menschen (die im Zeitraum 1995 bis 2000 im globalen Durchschnitt 64,6 Jahre, in Japan sogar 80,5 Jahre, aber im westafrikanischen Sierra Leone nur 34,9 Jahre betrug) in Zukunft steigen wird. Für eine Reihe von Ländern spielt dabei der weitere Verlauf der AIDS-Epidemie eine besondere Rolle.

Im Gegensatz zu einer Entwicklung mit "normaler" Mortalität wie bei den ersten vier Varianten geht eine fünfte Variante von einer langfristig konstanten Mortalität aus, was jedoch der bisherigen Erfahrung widerspricht.

Alle Varianten unterstellen eine bestimmte internationale Migration, die für die Ergebnisse auf Länderebene von Bedeutung ist. Nur eine sechste Variante geht von Null-Migration aus, was jedoch nicht realistisch ist und gerade auch bei geburtenschwachen Industrieländern mit stetiger faktischer Zuwanderung (wie Deutschland) nicht zu befriedigenden Rechenergebnissen führen kann. Auf der anderen Seite sind aber auch langfristige Annahmen über weltweite Migrationsbewegungen sicherlich nicht unproblematisch.

Die verschiedenen Projektionen der 2002 Revision basieren auf demselben geschätzten Bevölkerungsstand zur Mitte des Jahres 2000. Danach gehen die Ergebnisse auseinander, wie schon an den Zahlen für (Mitte) 2001 deutlich wird. Mit zunehmender Entfernung vom Basiszeitpunkt nehmen auch die Unterschiede zu. Nach der niedrigen Variante würde der Höhepunkt des Weltbevölkerungswachstums im Jahre 2039 bei gut 7,5 Mrd. Menschen überschritten, während das Wachstum nach der mittleren und hohen Variante (und erst recht bei der Variante mit konstanter Fertilität) noch über das Jahr 2050 hinaus weitergeht.

Auf diese Unterschiede wollen wir hier jedoch nicht weiter eingehen. Wenn nicht anders vermerkt, sind im Folgenden immer die Zahlen der mittleren und wahrscheinlichsten Variante angegeben.

Als Einheit für die Bevölkerungszahlen werden auf dieser Website - unabhängig von den verschiedenen Quellen - meistens Millionen verwendet, so auch bei den folgenden Angaben. (Ansonsten kommen aber auch andere Einheiten vor, in manchen Tabellen z. B. Tausend.)


Neben den verschiedenen Rechenvarianten, von denen wir ab jetzt wie gesagt nur noch die mittlere berücksichtigen wollen, haben wir es auch mit regelmäßigen Neuberechnungen und daraus resultierenden Änderungen zu tun.

In der 2002 Revision der World Population Prospects [herausgegeben im Februar 2003] werden für das Jahr 2050 mit 8.919 Mio. Menschen rund 400 Millionen weniger erwartet als in der vorangegangenen Revision [2000], wonach die Weltbevölkerung bis zum Jahr 2050 auf 9.322 Mio. anwachsen sollte. Die vorvorige Revision [1998] hatte dagegen 8.909 Mio. ergeben, eine ganz ähnliche Zahl wie die 2002 Revision. (Die darauf folgende 2004 Revision erscheint im Februar 2005, beachten Sie dazu Nachtrag B.)

Wir werden uns hier aber nicht nur mit den demographischen Erwartungen für die Zukunft befassen, sondern vor allem mit den Angaben zur Gegenwart, die in weit geringerem Ausmaß revisionsbedingten Änderungen unterliegen. Die genaueren Zahlen für die Weltbevölkerung der letzten Jahre geben die UN wie folgt an: 2000:  6.070,581 Mio., 2001:  6.148,061 Mio. und 2002:  6.224,985 Millionen. (Die Angaben beziehen sich jeweils auf die Jahresmitte.) Das bedeutet, dass die Menschheit gegenwärtig um circa 77 Millionen pro Jahr wächst, allerdings mit abflauender Tendenz.


Die o. a. Zahlen für die Weltbevölkerung basieren auf den Bevölkerungsdaten einzelner Länder. Deren offizielle Einwohnerzahlen gehen in unterschiedlicher Weise auf Fortschreibungen und Schätzungen zurück, die nur in größeren Zeitabständen durch eine Erhebung (Zählung, Zensus) aktualisiert werden und erst mit weiterem Zeitverzug in internationalen Statistiken berücksichtigt werden können.

Zwischenzeitlich ist mit gewissen Abweichungen vom tatsächlichen Stand zu rechnen, selbst bei entwickelten Ländern. Eine Ursache dafür liegt oft in der mangelhaften Erfassung von Zu- und Abwanderungen (räumliche Bevölkerungsbewegung), die in der demographischen Entwicklung mancher Länder neben Geburten und Sterbefällen (natürliche Bevölkerungsbewegung) eine bedeutende Rolle spielen.

In den USA war man vor der jüngsten Volkszählung von 275,563 Millionen Einwohnern zur Jahresmitte 2000 ausgegangen, eine Schätzung, die noch auf dem Zensus von 1990 basierte (so auch im viel benutzten CIA World Factbook, Ausgabe 2000, siehe auch Vergleichstabelle). Die Volkszählung vom 1. April 2000 ergab jedoch nach Angaben des US Census Bureau bereits eine Zahl von 281,422 Mio.

In Deutschland fand die letzte große Volkszählung 1987 statt. Da nur ein Teil der benötigten Daten fortgeschrieben werden kann und auch die bloßen Einwohnerzahlen zunehmend fehlerhaft werden (vor allem wegen unterlassener Meldungen bei Zu- und Fortzügen), ist eigentlich eine neue Zählung längst fällig wie auch international üblich (siehe auch: Die Volkszählung in der Welt). Aus politischen und finanziellen Gründen versucht man jedoch, als Alternative einen registergestützten Zensus zu entwickeln: Neue Methode der Volkszählung.

Die derzeitigen Einwohnerzahlen basieren auf einer Fortschreibung anhand der amtlich registrierten Geburten, Sterbefälle, Zu- und Fortzüge. Die Einwohnerzahl Deutschlands Mitte 2000 betrug danach 82,183 Mio. Gebräuchlicher sind hierzulande Angaben zum Jahresende, so für Ende 2000:  82,260 Mio., Ende 2001:  82,440 Mio. und Ende 2002:  82,537 Mio.

Im Vereinigten Königreich (Großbritannien und Nordirland) wurde 2001 eine Volkszählung durchgeführt (census day 29. April). Danach mussten die britischen Schätzungen um rund eine Million nach unten korrigiert werden: auf 58,789 Millionen (offiziell: 58.789.194 Einwohner), weil das Bevölkerungswachstum der vergangenen zehn Jahre niedriger als erwartet ausgefallen war. (Dabei sollte aber erwähnt werden, dass Großbritannien, genauer gesagt England, bereits eine außerordentlich hohe Bevölkerungsdichte hat.)


[Census UK]

Bild: National Statistics, UK


Die Überschätzung der Bevölkerungsgröße vor der Zählung wird hauptsächlich auf Schwierigkeiten bei der Kalkulation der Migrationsbewegungen, insbesondere der Abwanderung, zurückgeführt.

National Statistics bemerkt dazu: "Compared with estimates of the population, Census 2001 shows the total population is around a million smaller than estimates for mid-2000 showed - over the last two decades the population has been growing a little more slowly (0.1 per cent a year) than had previously been thought. Most of the over-estimation of the population of the UK is due to the great difficulty in calculating migration and especially numbers of people leaving the country." (press release)

(Die Vereinten Nationen hatten in der 2000 Revision ihrer World Population Prospects für Mitte 2001 im Vereinigten Königreich 59,542 Mio. erwartet und haben diese Zahl in der 2002 Revision auf 58,881 Mio. korrigiert, wie auch in der Tabelle Länder der Erde angegeben. Und aus irgendeinem Grunde wurde bei dieser Gelegenheit sogar noch die Angabe für das Jahr 1950 von 50,616 Mio. auf 49,816 Mio. geändert.)

In der Republik Irland, wo man die für 2001 vorgesehene Volkszählung als Vorsichtsmaßnahme gegen eine Ausbreitung der in Großbritannien ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche um ein Jahr verschoben hatte, bestätigte der Zensus vom 28. April 2002 das erwartete Bevölkerungswachstum auf über 3,9 Millionen und damit den höchsten Bevölkerungsstand des einstigen Auswanderungslandes seit über 130 Jahren:

"Population exceeds 3.9 million! ... The population of the state increased by over 290,000 persons between 1996 and 2002 to reach its highest level since 1871." (Central Statistics Office Ireland: latest news about the census)

Es gibt weitere bemerkenswerte Zählungsergebnisse aus jüngerer Zeit. So musste aufgrund von Volkszählungen im Jahre 2001 die Einwohnerzahl Italiens erheblich nach unten, die Spaniens erheblich nach oben korrigiert werden. Entsprechend ändern sich in solchen Fällen auch (aber in umgekehrter Richtung) die statistischen Pro-Kopf-Werte, die besonders für internationale Vergleiche von Bedeutung sind.


Doch auch Zählungen sind - zumal in schwach entwickelten Ländern - nicht ganz unproblematisch. W. Kuls und F.-J. Kemper berichten über Volkszählungen in Nigeria zwischen 1950 und 1991, die teilweise zu unrealistischen Ergebnissen geführt haben (Bevölkerungsgeographie. Stuttgart u. Leipzig 2000, S. 22 ff.).

   Eine erste Zählung wurde in Nigeria noch unter britischer Kolonialherrschaft durchgeführt. Diese Erhebung, die sich aufgrund von Personalengpässen bei Erhebung und Auswertung auf den Zeitraum 1950/53 erstreckte, ergab eine Gesamtzahl von 30,4 Mio. Menschen.
   Der Zensus von 1962 (nach der Unabhängigkeit) lieferte so unplausible Zahlen, dass man sie gar nicht veröffentlichte und die Zählung im Folgejahr wiederholte.
   1963 kam man dann auf 55,7 Mio. Das war viel mehr als erwartet. Ein dermaßen schnelles Bevölkerungswachstum erschien selbst bei den hohen Geburtenziffern Nigerias unwahrscheinlich, sodass vermutet wurde, dass die Ergebnisse der Volkszählung von 1950/53 zu niedrig waren, weil in einigen Landesteilen unvollständig gezählt worden war und sich viele Personen wohl aus Angst vor steuerlicher Belastung der Zählung entzogen hatten. Es gab aber auch Vermutungen, dass die Ergebnisse von 1963 überhöht und zum Teil gefälscht sein könnten, um die danach festzusetzende Anzahl von Parlamentssitzen für die Abgeordneten einzelner Regionen zu manipulieren.
   Streitigkeiten um die Zensusergebnisse sollen zur Verschärfung der Gegensätze im Lande und zum Ausbruch des Bürgerkrieges beigetragen haben.
   Ein Zensus von 1973 wurde nicht offiziell anerkannt, weil die Ergebnisse der ethnischen Aufgliederung politisch umstritten blieben. Auf die Frage nach der ethnischen Zugehörigkeit wurde bei der nächsten Zählung von 1991 verzichtet.
   Die Zählung von 1991 wurde mit hohem Aufwand und großer Sorgfalt durchgeführt. Sie ergab 88,5 Mio. Das war diesmal viel weniger als man erwartet hatte. Die Weltbank war aufgrund von Schätzungen bis dahin von 120 Mio. ausgegangen.
   Diese Zahl musste nun stark nach unten korrigiert werden. Dadurch aber errechnete sich für Nigeria ein viel höheres Bruttosozialprodukt pro Kopf. Das wiederum hatte zur Konsequenz, dass Nigeria von der Weltbank aus der Kategorie der ärmsten, besonders zu fördernden Länder herausgenommen wurde.

Nach Angaben aus der Internationalen Datenbank des U.S. Census Bureau (Update vom Oktober 2002) hatte Nigeria 1991 über 95 Mio. Einwohner und im Jahr 2000 fast 124 Mio. Für das Jahr 2000 geben die Weltbank (World Development Indicators 2002) fast 127 Mio. und die Vereinten Nationen (World Population Prospects 2002) nicht ganz 115 Mio. an.

Dem Versuch, einen ungefähren Überblick über die Größenverhältnisse und Entwicklungstendenzen der menschlichen Population zu erlangen, stehen die angedeuteten Ungenauigkeiten und Unwägbarkeiten jedoch nicht im Wege. Ein gesundes Maß an Skepsis gegenüber globalen bevölkerungsstatistischen Daten sollte uns daher nicht davon abhalten, uns weiter damit zu beschäftigen.


Skepsis ist allerdings insbesondere bei den Voraussagen über weit in der Zukunft liegende Zeitpunkte angebracht. Das Statistische Bundesamt, das wie die Vereinten Nationen Zahlen über einen bevorstehenden Rückgang der Bevölkerung in Deutschland vorgelegt hat (Ergebnisse der "9. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Bundes und der Länder"), sagt in der Vorbemerkung sehr deutlich:

"Bevölkerungsvorausberechnungen sollen aufzeigen, wie sich die Bevölkerungszahl und -struktur unter bestimmten Annahmen langfristig entwickeln würden. Da der Verlauf der maßgeblichen Einflussgrößen mit zunehmendem Abstand vom Basiszeitpunkt immer schwerer vorhersehbar ist, haben solche langfristigen Rechnungen Modellcharakter. Sie sind bei einem Zeitraum von mehreren Jahrzehnten hinweg keine Prognosen, welche die Zukunft vorhersagen, sondern schreiben eine Entwicklung aus bestimmten, gesetzten Annahmen fort."

Was die demographischen Rechenmodelle nicht berücksichtigen können, sind zukünftige Entdeckungen und Erfindungen, Änderungen im Sozialverhalten der Menschen mit Auswirkungen auf die Geburtenrate, aber auch Naturkatastrophen, Epidemien, Kriege und Bürgerkriege und nicht zuletzt Wachstumsgrenzen, die sich aus der geographischen Begrenztheit der Erde ergeben.

Die Frage, wie viele Menschen die Erde verkraften kann, ist in der Wissenschaft schon viel diskutiert worden. Früher stand dabei das Verhältnis zwischen der Zahl der Menschen und der landwirtschaftlichen Produktion im Mittelpunkt. "Heute gewinnen bei derartigen Überlegungen neben dem Ernährungsproblem in zunehmendem Maße auch Probleme der Energieversorgung und der Umwelterhaltung an Bedeutung und stellen die Forschung vor Aufgaben, für die bisher noch keine befriedigenden Lösungen gefunden wurden." (W. Kuls / F.-J. Kemper, Bevölkerungsgeographie, Stuttgart u. Leipzig 2000, S.177).

Im Januar 2001 vertrat der damalige Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, Hubert Markl, in einem Zeitungsinterview die Auffassung, dass die Biosphäre der Erde eine auf dem Niveau von Amerika oder Europa konsumierende Weltbevölkerung von zehn Milliarden schon wegen der Abfallproblematik nicht aushalten würde und dass wir es schaffen sollten, die Weltbevölkerung in den nächsten Jahrhunderten durch niedrige Kinderzahlen wieder auf ein bis zwei Milliarden Menschen absinken zu lassen.

Dem hat Jonathan Tennenbaum (Europa-Koordinator des Fusionsenergie-Forums) heftigst widersprochen und gemeint, "daß die menschliche Gattung die einzige unter allen Lebewesen ist, die Kraft der schöpferischen Geistesprozesse der menschlichen Individuen in der Lage ist, durch Entdeckung und technologische Umsetzung neuer physikalischer Prinzipien die maximale potentielle Bevölkerungsdichte der menschlichen Zivilisation pro Quadratkilometer der Erde ständig zu steigern" (Erklärung von J. Tennenbaum zu den Äußerungen von H. Markl aus: Neue Solidarität Jahrgang 28, Nr. 8 v. 21.2.2001).

In der Tat hat der menschliche Erfindungsgeist immer wieder Erstaunliches hervorgebracht, in der jüngeren Geschichte aber auch auch Dinge, die geeignet sind, die besagte Bevölkerungsdichte der menschlichen Zivilisation pro Quadratkilometer der Erde innerhalb kürzester Zeit auf apokalyptische Weise wieder zu senken. Und diese Bedrohung - neben den ökologischen Gefahren - wird durch die ständige Steigerung der Größe und Dichte der Weltbevölkerung sicherlich nicht geringer.

Vergessen wir auch nicht den wirtschaftlichen Entwicklungsrückstand in weiten Teilen der Welt, der umso schwerer aufzuholen sein wird, je mehr die Weltbevölkerung weiter wächst. Schon beim heutigen Stand ist der Nachholbedarf enorm und will erst einmal ökologisch von der Erde verkraftet sein.

"Heute leben etwa eine Milliarde Menschen im Wohlstand, eine Milliarde in hinlänglichen Verhältnissen und etwa vier Milliarden in ärmlichen bis jämmerlichen Verhältnissen. Aus Gründen der Fairness und des Friedenserhalts ist eine Wirtschaftsentwicklung dringend erwünscht, welche den zumindest hinlänglichen Wohlstand allen und einen höheren Wohlstand weiteren zwei bis drei Milliarden Menschen zugänglich macht. Die Wirtschaftsleistung müsste sich hierfür mindestens verdoppeln, eher verdreifachen." (Ernst Ulrich von Weizsäcker, Vorsitzender der Bundestags-Enquetekomission "Globalisierung der Weltwirtschaft - Herausforderungen und Antworten": Die Erde ist endlich).

Dabei ist aber davon auszugehen, dass zu den insgesamt sechs Millliarden Menschen, von denen hier die Rede ist, noch weitere vier Milliarden Menschen dazukommen werden, für deren Existenz in relativ kurzer Zeit ebenfalls eine ausreichende ökonomische Grundlage geschaffen werden muss.


Werfen wir noch einmal einen kurzen Blick auf die langfristige demographische Entwicklung der Menschheit. Die nebenstehende Tabelle zeigt das Wachstum der Weltbevölkerung vom Jahr "0" bis zum Jahr 2000 sowie das (nach der mittleren Rechenvariante) zu erwartende Wachstum bis 2050.

Die Angaben bis 1950 stammen aus Tabelle 1 der UN-Publikation "The World at Six Billion" auf der Basis der World Population Prospects, 1998 Revision.(Anmerkung: six billion = 6 Milliarden) -
Danach wird auch, wie schon weiter oben gesagt, mit einer annähernden Stabilisierung bei etwas über 10 Milliarden nach dem Jahr 2200 gerechnet.

Die Angaben für 2000 (6,07 Mrd. oder genauer: 6.071,581 Mio.) sowie für 2050 (8.918,724 Mio.) stammen bereits aus der 2002 Revision der World Populatin Prospects (erschienen Ende Februar 2003).

Jahr Weltbevölkerung
0 0,30 Mrd.
1000 0,31 Mrd.
1250 0,40 Mrd.
1500 0,50 Mrd.
1750 0,79 Mrd.
1800 0,98 Mrd.
1850 1,26 Mrd.
1900 1,65 Mrd.
1950 2,52 Mrd.
2000 6,07 Mrd.
2050 8,92 Mrd.


Dass die dazwischen liegende 2000 Revision zu einem um rund. 400 Mio. = 0,4 Mrd. höheren Ergebnis für das Jahr 2050 geführt hatte, wurde oben bereits erwähnt.

Dabei war für das Jahr 2000 ein geringfügig niedrigerer Wert von 6.056,715 Mio. angegeben worden. Diese kleine Divergenz von kaum 15 Millionen sei hier kurz erwähnt, da Sie auf dieser Website an manchen Stellen noch auf Angaben - vor allem auf Länderebene - aus der 2000 Revision der WPP treffen können, so z. B. bei einer Tabellenreihe zur Bevölkerungsdichte der Länder der Erde Mitte 2001.

Lassen Sie sich von den verschiedenen Revisionen und Rechenvarianten nicht verwirren. Die Unterschiede spielen jedenfalls für die Gegenwart und nähere Zukunft keine große Rolle.

Einige Originaldateien der UN aus der 2000 Revision sowie auch aus der 1998 Revision finden Sie im Archiv. Zur neueren 2002 Revision (hrsg. im Febr. 2003) siehe Homepage der United Nations Population Division oder United Nations Population Information Network > Data oder die (Anfang März 2003 aktualisierte) Online Database. Die regelmäßigen Revisionen erscheinen wie gesagt im Abstand von zwei Jahren.

Im Übrigen sollen hier aber nicht nur Angaben der Vereinten Nationen, sondern auch Zahlen von nationalen Statistikämtern und aus anderen Quellen präsentiert oder als Grundlage eigener Berechnungen verwendet werden, insbesondere natürlich wenn es ums Inland geht. Dabei ist aufgrund unterschiedlicher Aktualisierungszeitpunkte und aus anderen Gründen immer mit gewissen Divergenzen zwischen den verschiedenen Quellen zu rechnen.

Zum Wachstum der Menschheit siehe auch graphische Darstellungen und Angaben auf anderen Websites, z. B.: Wachstumskurve und Bevölkerungsuhr und weitere Grafiken sowie Historische Schätzungen aus verschiedenen Quellen: Historical Estimates (10.000 v. Chr. bis 1950).


Wesentliche Ursache für das enorme Wachstum der Weltbevölkerung in den letzten Jahrzehnten ist die gesunkene Mortalität, vor allem die verringerte Kinder- und insbesondere Säuglingssterblichkeit, womit der Prozentsatz der Todesfälle im ersten Lebensjahr gemeint ist. Während nach UN-Angaben 1950 weltweit noch fast 16 % der lebend geborenen Kinder bereits im ersten Lebensjahr starben, waren es im Jahr 2000 weniger als 6 %. Und bis zum Jahr 2050 wird ein Rückgang der Säuglingssterblichkeit auf ungefähr 2 % angenommen.

Die Kindersterblichkeit, die sich auf alle Kinder unter 5 Jahren bezieht, beträgt derzeit etwa 8 % und soll bis 2050 auf etwa 3 % heruntergehen. (Dies sind weltweite Durchschnittswerte. In Deutschland liegen Kinder- und Säuglingssterblichkeit heute schon bei etwa einem halben Prozent.)

Diese Entwicklung hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die rechnerische Lebenserwartung der Menschen - zum Zeitpunkt der Geburt und ohne statistische Differenzierung nach Geschlecht - von 46½ Jahren (1950) auf etwa 65 Jahre (2000) angestiegen ist und auf über 74 Jahre (2050) ansteigen wird, wenn sich die Annahmen bewahrheiten. (In Deutschland liegt die Lebenserwartung derzeit schon bei etwa 78 Jahren - bei Männern allerdings um drei Jahre niedriger, bei Frauen entsprechend höher.)

Im gleichen Zeitraum entwickelte bzw. entwickelt sich die Fertilität, gemessen an der Zahl der lebend geborenen Kinder pro Frau, von rund 5 (1950) über 2,7 (2000) auf - so wird angenommen - etwa 2 (im Jahre 2050). Diese Zahlen sind in Verbindung mit der vorhandenen Altersstruktur zu sehen; maßgeblich ist dabei der Anteil der Jahrgänge, deren Angehörige für eine Elternschaft in Frage kommen oder die noch zu potentiellen Eltern heranwachsen werden. Daher ist - auch wenn die Geburtenziffern weiter zurückgehen - für die nächsten Jahre und Jahrzehnte immer noch ein starkes Wachstum der Menschheit vorprogrammiert.

(In Deutschland liegt die zusammengefasste Geburtenziffer oder totale Fertilitätsrate gegenwärtig zwischen 1,4 und 1,3 - also unter dem so genannten Bestandserhaltungsniveau, das in der Regel mit 2,1 angegeben wird. Was darüber hinausgeht, führt zu natürlichem Bevölkerungswachstum, Werte darunter bedeuten langfristig Schrumpfung. Doch auch bei einer rückläufigen natürlichen Bewegung kann eine Bevölkerung, wie das bislang in Deutschland der Fall ist, durch Zuwanderung wachsen, allerdings ohne einen mit Geburten zu vergleichenden Verjüngungseffekt.)

Detailliertere Angaben zum Wachstum der Menscheit enthält die Tabelle: Entwicklung der Weltbevölkerung 1950 - 2050.


Vielleicht noch Besorgnis erregender als das Wachstum der Menschheit im Ganzen ist das weit über dem Durchschnitt liegende Bevölkerungswachstum einzelner Länder und Regionen, gerade auch schwach entwickelter. So sind in relativ kurzer Zeit neuartige große Ungleichgewichte in der Welt entstanden, sowohl hinsichtlich der räumlichen Verteilung der Weltbevölkerung als auch der Wirtschaftskraft und des Wohlstandes der Länder und Regionen. Damit sind wir beim eigentlichen Thema der Website: den Proportionen der Weltbevölkerung.

Einen Überblick über die Bevölkerungsentwicklung in den Hauptregionen der Welt von der Mitte des vorigen bis zur Mitte des jetzigen Jahrhunderts, gibt die folgende Tabelle mit Zahlenangaben der Vereinten Nationen.


Einwohner (Millionen)
nach UN World Population Prospects, the 2002 Revision
Weltregion 1950 2000 2050
 Nordamerika (ohne Mexiko)  172  316  448
 Lateinamerika und Karibik    167  520  768
 Europa  547  728  632
 Asien  1.398  3.680  5.222
 Afrika  221  796  1.803
 Ozeanien (einschl. Australien)  13  31  46
 Welt  2.519  6.071  8.919


Betrachten wir an dieser Stelle kurz einige Länder und Regionen, um einen ersten Eindruck von den sich zuspitzenden demographischen Disparitäten in der Welt zu erhalten.

Wie aus der obigen Tabelle zu ersehen, zählt Afrika, dessen Bevölkerung vor 50 Jahren nicht halb so groß war wie europäische, heute bereits mehr Menschen und wird, wenn sich die Vorausberechnungen bewahrheiten, in nochmals 5 Jahrzehnten ungefähr dreimal so groß sein wie die (schrumpfende) Bevölkerung Europas. Nigeria allein wird dann mit über 258 Mio. Einwohnern größer sein als ganz Afrika im Jahre 1950.

Dabei haben die Auswirkungen von AIDS das afrikanische Bevölkerungswachstum teilweise erheblich gebremst. So war beispielsweise für Südafrika schon in der vorigen WPP-Revision aufgrund der hohen durch die Krankheit bedingten Sterblichkeit für den Gesamtzeitraum zwischen 2000 und 2050 eine für afrikanische Verhältnisse geringe Zunahme von rund 9 % erwartet worden. Nach den Annahmen und Berechnungen der 2002 Revision aber wird die Bevölkerung in dieser Zeit sogar um etwa 9 % abnehmen.


Die Bewohner Chinas und Indiens machen heute mehr als ein Drittel der gesamten Menschheit aus. Etwa jeder sechste Mensch auf der Welt ist Inder, etwa jeder fünfte Chinese. Würden sich alle Chinesen in Dreierreihe aufstellen, mit einem Meter Abstand zum Vordermann, ergäbe dies theoretisch eine geschlossene Marschkolonne von der Erde bis zum Mond.

Das lässt sich leicht nachrechnen: Die (variierende) Entfernung zwischen Erde und Mond beträgt rund 400.000 km, also etwa 400 Millionen Meter. Mal drei genommen ergibt das eine Zahl von 1,2 Milliarden, die von der chinesischen Einwohnerzahl noch übertroffen wird. Die Volkszählung 2000 ergab eine Zahl von 1,266 Milliarden Einwohnern (genauer: 1.265.830.000 ohne Hongkong, Macao und Taiwan).

Infolge der Ende der 70er Jahre eingeführten 1-Kind-Politik (durch welche die Geburtenziffer in der Praxis aber auch nicht weiter als bis auf 1,8 zurückgegangen ist) wird die chinesische Bevölkerung aller Voraussicht nach in den nächsten Jahrzehnten ihr Maximum erreichen (nach den UN-Berechnungen im Jahr 2031, bei etwa 1.451 Mio. Einwohnern), um anschließend langsam abzunehmen. Dabei wird sie von der indischen Bevölkerung überholt werden.


Auch die Bevölkerung Indiens hat bereits die Milliardenmarke überschritten, die Volkszählung 2001 ergab 1,027 Milliarden. Das bedeutet seit der Volkszählung von 1991 ein Wachstum von rund 181 Mio. Menschen, etwa so viel wie die heutige Gesamtbevölkerung von Russland und Polen zusammengenommen. Dies war wie gesagt die indische Bevölkerungszunahme, also der Saldo zwischen der noch weit höheren Anzahl der geborenen Kinder auf der einen Seite und der Zahl der Verstorbenen (sowie der Netto-Auswanderer) auf der anderen Seite - in einem Zeitraum von nur 10 Jahren!

Obwohl die Geburtenziffer, also die Anzahl der lebend geborenen Kinder pro Frau, bereits auf 3 zurückgegangen ist und - wie die Vereinten Nationen annehmen - in den nächsten 20 Jahren bis auf etwa 2,1 und dann langsam auf unter 2 zurückgeht, wird die indische Bevölkerung bis 2050 noch um etwa eine halbe Milliarde auf über 1,5 Mrd. Menschen zunehmen und auch danach noch weiterwachsen. Die Behörden sehen die Entwicklung mit Besorgnis: "The writing on the wall is loud and clear and an acceptable way has to be found which fits into our socio-political system so that the dream of population stabilization becomes a reality in not too far a distant" (Office of the Registrar General & Census Commissioner, India).

Besondere Sorgen bereitet dabei die zunehmende Bevölkerungsdichte. "High increase in the density of population is a matter of great concern as it puts immense pressure on our natural resources." Keines der großen Flächenländer der Erde erreicht im Gesamtdurchschnitt eine so hohe Bevölkerungsdichte, die derzeit etwa 2,8mal so hoch ist wie in der Europäischen Union mit ihrer etwa gleich großen Gesamtfläche.


Nun zu einem vergleichsweise unbedeutenden Land, das die Welt jedoch seit einiger Zeit sehr beschäftigt. Afghanistan hatte nach den Statistiken der Vereinten Nationen (im Jahr 2000) die weltweit höchste Säuglingssterblichkeit: mehr als 16 %. (Durchschnittliche Lebenserwartung: nur etwa 43 Jahre.) Bei einer Geburtenziffer von 6,8 Kindern pro Frau ist dies jedoch kein Hindernis für starkes Bevölkerungswachstum. Nachdem die Bevölkerung zwischen 1950 und 2000 ungeachtet der chaotischen politischen Verhältnisse von 8,2 Mio. auf 21,4 Mio. angewachsen war (die Weltbank gibt sogar eine Zahl von 26,6 Mio. an), soll sie nach der mittleren Rechnungsvariante der UN World Population Prospects (2002 Revision) bis zum Jahr 2050 - trotz eines starken Rückgangs der Geburtenziffer - auf 69,5 Mio. Einwohner steigen.

Das wäre die achteinhalbfache Bevölkerung von 1950. Das Land hätte dann deutlich mehr Einwohner als beispielsweise Frankreich und (auf einer noch etwas größeren Fläche) etwa die gleiche Bevölkerungsdichte wie Frankreich heute - schon wegen der klimatischen und topographischen Verhältnisse Afghanistans eine wenig realistisch erscheinende Vorstellung, zumal das afghanische Bevölkerungswachstum den Modellrechnungen zufolge auch dann noch längst nicht zum Stillstand gekommen sein wird. Für die Zeit um 2050 errechnet sich immer noch ein Zuwachs von annähernd 1 Mio. Menschen pro Jahr.


Eine großflächige hohe Populationsdichte setzt in aller Regel ein warmes oder gemäßigtes Klima, für Landwirtschaft geeignete Böden und - sehr wichtig - ausreichende Wasservorkommen voraus. Auch der Zugang zum Meer als wichtiger Nahrungsquelle spielt eine große Rolle. Doch auch manche geographisch und klimatisch begünstigten Weltgegenden lassen befürchten, dass sie der wachsenden Masse ihrer Bewohner eines Tages nicht mehr genug Lebensraum bieten werden.

Eine besonders dramatische Situation finden wir im Osten des indischen Subkontinents. In Bangladesch und den benachbarten indischen Gangesstaaten West Bengal und Bihar, die gemeinsam nicht ganz so groß sind wie das Staatsgebiet Deutschlands, leben etwa so viele Menschen wie in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Polen zusammengenommen!

Und der weitere Zuwachs der drei Länder bzw. Bundesstaaten, der nach den demographischen Berechnungen in den nächsten fünf Jahrzehnten erwartet werden kann, entspricht etwa zwei Dritteln aller heutigen Einwohner der USA! Wie soll unter solchen Bedingungen die dringend erforderliche Industrialisierung mit der damit verbundenen Inanspruchnahme von Flächen und anderen natürlichen Ressourcen erfolgreich voranschreiten?

Außerdem wächst insbesondere in Bangladesch infolge der ökologischen Veränderungen auf dem indischen Subkontinent (vor allem durch den fortschreitenden Waldverlust am Oberlauf des Ganges und seiner Zuflüsse) die Bedrohung durch verheerende Überschwemmungen. Dabei nähert sich das Land der Bengalen, wie der Name übersetzt lautet, schon einer Bevölkerungsdichte von 1000 Einwohnern je Quadratkilometer und ist damit - von Klein- und Stadtstaaten abgesehen - mit großem Abstand das am dichtesten bevölkerte Land der Welt. (Weltdurchschnitt sind 45 Einwohner je km².)


Im Vergleich dazu mag die Situation in Deutschland fast idyllisch erscheinen. Doch der internationale Vergleich zeigt, dass auch die Bundesrepublik - ein hoch industrialisiertes Land mit den entsprechenden Umweltbelastungen - zu den am dichtesten bevölkerten Ländern der Erde zählt. Unsere Bevölkerungsdichte (230 Einwohner je km² Ende 2000) ist etwa fünfmal so hoch wie der Weltdurchschnitt und doppelt so hoch wie der EU-Durchschnitt.

Eindrucksvoller und anschaulicher ist vielleicht ein Vergleich mit einem etwa gleich großen Gebiet (von rund 367.400 km²) im Osten der USA, wo sich ca. 20 % der amerikanischen Gesamtbevölkerung auf etwa 4 % der Landesfläche konzentrieren. Die Vergleichsfläche in Form eines annähernden Halbkreises um New York City setzt sich zusammen aus den Bundesstaaten Massachusetts, Rhode Island, Connecticut, New York, New Jersey, Pennsylvania, Delaware, Maryland und dem District of Columbia - und enthält fast vollständig die so genannte Megalopolis: die mehrere hundert Kilometer lange Verstädterungszone von Boston über New York City und Philadelphia bis Baltimore und Washington.

In diesem Gebiet leben (Mitte 2001) rund 57 Mio. Menschen, im etwa gleich großen Deutschland jedoch rund 82 Mio. - Somit ist die Gesamtfläche Deutschlands (rund 357.000 km²) im Durchschnitt fast eineinhalbmal so dicht bevölkert wie die zum Vergleich genommene Ausnahmeregion an der amerikanischen Ostküste, die ja nur einen kleinen Teil der Fläche der Vereinigten Staaten ausmacht.

Selbst die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) spricht im Hinblick auf Deutschland von einem "starken Druck auf die Umwelt infolge der hohen Bevölkerungsdichte und Industrialisierung". Weiter wird in dem OECD-Umweltprüfbericht der Arbeitsgruppe Umweltbilanz vom November 2000 festgestellt, "dass die hohe Bevölkerungsdichte und die intensive wirtschaftliche Betätigung nach wie vor derart starke Belastungen zur Folge haben, dass sich die Natur nicht behaupten kann" (s. ggf. Archiv).


Die Vereinten Nationen erwarten übrigens für Deutschland einen erheblich geringeren Bevölkerungsrückgang, als noch vor zwei Jahren angenommen wurde, und der Rückgang soll auch erst in einigen Jahren beginnen. In den Jahren 2007 und 2008 soll die Einwohnerzahl nach den neuen Modellrechnungen mit 82,587 Mio. auf dem Höhepunkt sein und im Jahr 2050 noch 79,145  Mio. betragen (gegenüber 70,805 Mio. nach den Erwartungen der vorherigen Revision aus dem Jahr 2000).

Die heutige Bevölkerung Deutschlands (Ende 2002 bereits etwa 82½ Mio. - wie immer einschließlich der hier wohnhaften Ausländer) würde demnach bis zur Mitte des Jahrhunderts nach den neuen Annahmen und Berechnungen um weniger als 3½ Millionen schrumpfen. Dabei sind allerdings ein ganz allmählicher Anstieg der Geburtenziffer auf 1,85 (eine Annahme, die unter Demographen nicht unumstritten ist!) und eine durchschnittliche jährliche Netto-Zuwanderung von 211.000 Personen einkalkuliert, die stärkste langfristige Zuwanderung unter allen Staaten der Erde mit Ausnahme der USA (1,1 Mio. netto jährlich).


Auf die meisten der oben erwähnten Staaten kommen wir im Rahmen der spezifischen Themen mit detaillierteren Zahlen und Quellenangaben (in der Regel Online-Quellen) wieder zurück. Zur Veranschaulichung werden dabei zahlreiche Vergleiche zwischen den jeweiligen Fallbeispielen und Deutschland oder deutschen Bundesländern gezogen, vor allem in tabellarischer Form mit Angaben zur Einwohnerzahl, Landesfläche und Bevölkerungsdichte sowie zum Bruttoinlandsprodukt als Maß der volkswirtschaftlichen Leistung. Einige Beiträge widmen sind auch ganz der Situation und Entwicklung im Inland.

Die Website ist keine Publikation aus einem Guss (wie ein Buch), sondern eher eine nach und nach entstandene Zusammenstellung von kurz kommentierten Tabellen, Diagrammen, kleinen Berechnungen und Überlegungen (manchmal auch etwas querdenkerischer Art - etwa im Hinblick auf die Möglichkeit stetigen Wirtschaftswachstums in dicht besiedelten Industrieländern). Manche Seiten überschneiden sich thematisch, es kommt auch zu Wiederholungen, und der Autor erlaubt sich gelegentlich kleine Abweichungen vom jeweiligen Thema.

Der Autor hat auch gar nichts dagegen, wenn der Leser die Website als Durchgangsportal benutzt, um über die einprägsame URL www.pdwb.de und dann weiter über die (externen) Links in der Navigationsleiste, in der Link-Sammlung und an anderen Stellen schnell zu aktuellen demographischen und ökonomischen Originaldaten internationaler und nationaler Organisationen und Statistikämter zu gelangen.


Abschließend noch eine kleine Vergleichstabelle mit einigen internationalen Wirtschafts- und Bevölkerungsdaten aus dem Beitrag: Wachstumsrückstand in Nordrhein-Westfalen?

Man achte insbesondere auf die Relationen zwischen Bevölkerung, Wirtschaft und geographischer Fläche.


  BIP 2001
(US-Dollar)
BIP 2001
(international
dollars)
Einwohner,
Fläche
und Dichte
Pro-Kopf-BIP
(international
dollars)
BIP pro km²
(international
dollars)
 Welt  31.121.436 Mio.  45.619.285 Mio.  6.130,101 Mio.
133.805.000 km² 
46 Einw. je km² 
7.440  0,34 Mio.
 Europäische
 Union
 7.889.861 Mio.  9.113.304 Mio. 378,182 Mio.
3.242.670 km² 
117 Einw. je km² 
24.100  2,81 Mio.
 Deutschland  1.846.069 Mio.  2.086.828 Mio. 82,333 Mio.
357.030 km² 
231 Einw. je km² 
25.350  5,84 Mio.
 Westdeutschland  1.573.464 Mio.  1.778.670 Mio. 65,166 Mio.
248.450 km² 
262 Einw. je km² 
27.290  7,16 Mio.
 Nordrhein-
 Westfalen
 408.287 Mio.  461.534 Mio. 18,027 Mio.
34.080 km² 
529 Einw. je km² 
25.600  13,54 Mio.
nach Angaben der Weltbank vom April 2003 und eigenen Berechnungen
in Verbindung mit Angaben des Arbeitskreises Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder,
Berechnungsstand Februar 2003


Anmerkung:
International dollars sind eine Einheit, in der das BIP nach Kaufkraftparität (= purchasing power parity) angegeben wird:
"An international dollar has the same purchasing power over GDP as a U.S. dollar has in the United States" (Weltbank).
GDP = gross domestic product = Bruttoinlandsprodukt (BIP)


Gemessen am BIP 2001 und unter Berücksichtigung der Kaufkraftparität hat Deutschland am Weltprodukt (rund 45,6 Billionen int. $) einen Anteil von 4,6 Prozent, Westdeutschland (d. h. alte BRD ohne West-Berlin) 3,9 Prozent und allein Nordrhein-Westfalen 1,0 Prozent. (Auf NRW entfallen dabei 22,1 Prozent des deutschen BIP.)

Die 15 Staaten der Europäischen Union machen zusammen 20,0 Prozent der Weltwirtschaft aus.

An der Wirtschaftsleistung der EU hat Deutschland einen Anteil von 22,9 Prozent und das Bundesland Nordrhein-Westfalen allein 5,1 Prozent.





Themen