Bruttoinlandsprodukt 2010 der Europäischen Union- nach vorläufigen Angaben der Weltbank vom Juli 2011 -
Pro-Kopf BIP KKP der Mitgliedstaaten der Europäischen Union 2010
Rangfolge nach Höhe des Pro-Kopf-BIP KKP [mit Indexwert]: Luxemburg [283],
Niederlande [134],
Irland [126],
Österreich [125],
Dänemark [124], EU-Durchschnitt = 100, Durchschnitt der Eurozone: 108 Ein Indexwert von 119 bedeutet anders ausgedrückt 119 % des EU-Durchschnitts
oder 19 % über dem Durchschnitt. Ein Wert von 77 bedeutet 77 % des Durchschnitts oder 23 %
unter dem Durchschnitt. Allerdings ist (wenn die vielleicht etwas despektierlich wirkende, aber nicht böse gemeinte Bemerkung gestattet ist) unser liebenswertes moselfränkisches Großherzogtum auch mehr so eine Art autonomer deutsch-belgischer Landkreis mit der Einwohnerzahl einer deutschen Großstadt wie Duisburg, wenn auch - ganz unbenommen - Mitglied der Europäischen Union und sogar der Vereinten Nationen. Glückliches "Lëtzebuerg"! (So steht der Name im heimischen Dialekt, Verzeihung: in der Landessprache, auch auf Luxemburgs Euro-Münzen.) Man sollte nicht vergessen, dass hier sehr kleine mit sehr großen Ländern verglichen werden. Rangfolge nach Einwohnerzahl Mitte 2010 [in Millionen mit einer Nachkommastelle]: Deutschland [81,6],
Frankreich [64,9],
Großbritannien [62,2],
Italien [60,6],
Spanien [46,2], EU insgesamt: 502,1 Millionen, davon Eurozone: 331,6 Millionen Innerhalb großer Länder bestehen oft erhebliche wirtschaftliche Unterschiede zwischen den Regionen. Oft sind Regionen oder Teilstaaten großer Länder (wie z. B. das deutsche Bundesland Nordrhein-Westfalen) sowohl demografisch als auch wirtschaftlich wesentlich größer als manche selbständigen Staaten.
Hier wäre allerdings auch eine BIP-Angabe zu Nordrhein-Westfalen von Interesse. Angaben zum BIP und zum Pro-Kopf-BIP wie auch zur Einwohnerzahl Deutschlands und seiner Bundesländer liefert der Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder (VGRdL). Allerdings sind die BIP-Angaben in Euro. Wir können sie jedoch auf einfache Weise in international dollars umrechnen: Das deutsche Bruttoinlandsprodukt 2010 in Höhe von (1 € in jeweiligen Preisen entspricht somit in Deutschland (!) knapp 1,23 Int $ der Weltbank im gleichen Jahr.) Der BIP-Anteil Nordrhein-Westfalens am deutschen BIP 2010 beträgt Und das vom Arbeitskreis VGRdL angegebene NRW-Pro-Kopf-BIP in Höhe von Zum Pro-Kopf-BIP erhalten wir auch schnell einen Indexwert: Das Pro-Kopf-BIP KKP von Nordrhein-Westfalen liegt somit deutlich über dem EU-Durchschnitt, aber knapp unter dem gesamtdeutschen Wert, der ja nichts anderes ist als der Durchschnitt Deutschlands. Wir kennen jetzt aber auch das Gesamt-BIP KKP des Bundeslandes, dem in den letzten Jahren schon häufiger
wirtschaftliche Rückständigkeit und "Wachstumsschwäche" vorgeworfen wurden: Das entspricht 21,7 % beträgt der Anteil des Bundeslandes am BIP Deutschlands (wobei wir gar nicht in international dollars zu rechnen brauchen, sondern von den Euro-Beträgen ausgehen können). Im globalen Vergleich läge NRW 2010 als selbständige Einheit unter allen Volkswirtschaften der Welt
auf Platz 21 vor Argentinien (vgl. BIP KKP). Vergleichen wir jetzt mal die drei (am Pro-Kop-BIP gemessen) wirtschaftsstärksten deutschen Flächen-Bundesländer mit den drei wirtschaftsstärksten EU-Staaten - nach Luxemburg, das kein sinnvoller Vergleichsmaßstab wäre. Luxemburg ist ein Sonderfall. Seine Einwohnerzahl ist eher mit einer Großstadt
zu vergleichen. Zu seinem BIP tragen auch viele Berufspendler aus dem umliegenden Ausland
bei, wodurch das BIP je Einwohner rechnerisch aufgebläht wird
- keine statistische "Fälschung", sondern nur ein Umstand,
der beim sachgerechten Umgang mit Statistik zu berücksichtigen ist.
Noch ein paar nicht ganz bierernste Kommentare dazu: Natürlich gibt es in Deutschland auch "wirtschaftsschwächere" Regionen. Das gilt mehr oder weniger für das gesamte das Beitrittsgebiet bzw. Ostdeutschland (neue Länder mit dem ehemaligen Ost- und West-Berlin). Wir stellen das hier nur tabellarisch dar. (Zu Quellen und Umrechnungen siehe Ausführungen im Zusammenhang mit Nordrhein Westfalen, weiter oben).
Dass das Pro-Kopf-BIP KKP für ganz Deutschland in der Tabelle leicht von dem schon weiter oben angegebenen Betrag von 37.622 = rund 37.620 international dollars abweicht, ist auf leicht unterschiedliche Einwohnerzahlen von Weltbank und deutschen Statistikämtern zurückzuführen. Der Indexwert 119 bleibt jedoch unverändert. Wir sehen ein mehr als deutliches West-Ost-Gefälle - auch noch zwei Jahrzehnte nach der deutschen Wiedervereinigung. Zwar hat der Osten vom Westen unsäglich viel Aufbauhilfe erhalten, aber die ostdeutsche Wirtschaft hatte auch einen schweren Stand gegen die westdeutsche Konkurrenz. Eine große Rolle hat dabei die früh eingeführte D-Mark gespielt, aber die wollten die Ostdeutschen ja um jeden Preis haben, nach dem Slogan: "Wenn die D-Mark nicht zu uns kommt, kommen wir zu ihr". Heute ist die D-Mark längst dem Euro gewichen, aber auch damit wurde - vorsichtig formuliert - nicht alles besser in Europa. Im März 2010 zürnte die französische Finanzministerin Lagarde: "Germany’s trade surpluses built on holding down labour costs may be unsustainable for the other countries in the eurozone, France’s finance minister said in an unusally blunt warning to Berlin" (Financial Times/FT.com). Abschließend noch folgende tabellarische Gegenüberstellungen, die aber nicht weiter kommentiert werden sollen (und in keiner Richtung abwertend gemeint sind):
Nachtrag: Zum Vergleich (hier archivierte) Angaben des EU-Statistikamts EUROSTAT: BIP pro Kopf in Kaufkraftstandards
(Pressemitteilung vom 15.12.2011) [PDF]: Gemeint sind Bulgarien und Luxemburg mit Indexwerten von 44 bzw. 271. Wir kamen oben auf Basis von frühzeitigen Weltbankdaten für diese beiden Länder auf 43 bzw. 283. Bei Eurostat erreicht Deutschland einen Indexwert von 118, wir kamen oben auf 119. Für Griechenland gibt Eurostat 90 an, wir kamen auf 89. Der Vergleich zeigt auch bei fast allen übrigen EU-Staaten ein sehr hohes Maß an Übereinstimmung von Weltbank und Eurostat. Den Eurostat-Zahlen liegt der dem international dollar ähnliche KKS zugrunde. Dazu bemerkt das Statistikamt: "Der KKS (Kaufkraftstandard) ist eine Kunstwährungseinheit, die Unterschiede zwischen den Preisniveaus verschiedener Länder ausgleicht. Ein KKS erlaubt also die Anschaffung des gleichen Volumens von Gütern und Dienstleistungen in allen Ländern. Diese Einheit ermöglicht daher aussagekräftige Volumenvergleiche der Wirtschaftsindikatoren verschiedener Länder. Aggregate in KKS werden berechnet, indem sie in laufenden Preisen und nationaler Währung durch die zugehörige Kaufkraftparität (KKP) dividiert werden. Der Grad an Unsicherheit, der mit den zugrunde liegenden Preis- und VGR-Daten und den Methoden zur Berechnung der KKP verbunden ist, bedingt, dass die Unterschiede zwischen Ländern mit Indexwerten innerhalb einer engen Spanne nicht überinterpretiert werden dürfen." Etwas ältere Regionaldaten von Eurostat: Regionales BIP je Einwohner 2008 in der EU27
(Pressemitteilung vom 24.02.2011) [PDF]: http://www.pdwb.de/nd28.htm Homepage: www.pdwb.de |