[ Europa 1: ] Bevölkerungsdichte europäischer Länder und RegionenFür einen europäischen Gesamtüberblick wird auf die nach UN-Schätzungen erstellte Tabelle Weltbevölkerung Mitte 2001 in geograph. Gliederung verwiesen. (Dabei darf man sich durch die dort angegebene Bevölkerungsdichte von
Russland, Ost-Europa insgesamt und Europa insgesamt nicht irritieren lassen, weil darin auch
der flächengroße, aber bevölkerungsarme asiatische Teil der Russischen
Föderation einbezogen wurde!)
In West-Europa liegt die durchschnittliche Bevölkerungsdichte nach den UN-Angaben bei 166 Einwohnern je Quadratkilometer und schwankt - wenn man von Monaco absieht - zwischen 96 Einw. je km² in Österreich und 390 Einw. je km² in den Niederlanden. Natürlich gibt es auch innerhalb der Länder erhebliche regionale Unterschiede. Die Angaben in der oben genannten Tabelle basieren wie gesagt auf Schätzungen der Vereinten Nationen. Im Folgenden wird jedoch auf (aktuellere) Angaben nationaler Statistikämter zurückgegriffen, da auch Regionen unterhalb der gesamtstaatlichen Ebene miteinander verglichen werden sollen. Dabei soll insbesondere die hohe Bevölkerungsdichte Deutschlands bzw. deutscher Regionen verdeutlicht werden, die - beispielsweise im Hinblick auf Zuwanderung oder wirtschaftliche Expansionsmöglichkeiten - viel zu wenig Beachtung findet. Bei diesen Vergleichen können wir allerdings nur auf eine kleine Auswahl von Ländern in groben Zügen eingehen. Die am dichtesten bevölkerten Länder Europas sind die Niederlande, Belgien, das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Nordirland sowie Deutschland. Eine hohe Bevölkerungsdichte im Gesamtdurchschnitt haben auch Italien und - erstaunlicherweise - die Schweiz. Beginnen wir mit den Niederlanden und Belgien bzw. dem Benelux-Gebiet, wenn man das (insbesondere mit Belgien wirtschaftlich eng verbundenene) Großherzogtum Luxemburg noch hinzurechnet:
Auf die Niederlande, die sich selbst als das beinahe am dichtesten bevölkerte Land der Welt bezeichen, wird in Teil 3 näher eingegangen. An dieser Stelle sollen die Benelux-Staaten zusammengenommen mit einem Teil Westdeutschlands verglichen werden.
Eine (noch etwas höhere) Bevölkerungsdichte als im Benelux-Gebiet herrscht innerhalb Deutschlands in einem unmittelbar benachbarten Gebiet von vergleichbarer Größe, das sich anhand administrativer Grenzen wie folgt abstecken lässt:
Nach den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen sind NRW und das Saarland die am dichtesten bevölkerten deutschen Länder. Dann folgt das nicht in der Tabelle aufgeführte Baden-Württemberg ( 10,524 Mio. Einw. / 35.751 km² / 294 Einw. je km² ) vor Hessen. Darauf folgt Sachsen ( 4,426 Mio. Einw. / 18.413 km² / 240 Einw. je km² ) vor Rheinland-Pfalz. Einen Gesamtüberblick über sämtliche deutschen Bundesländer gibt eine weitere > Tabelle. Wenn man das obige Vergleichsgebiet aus Deutschland ( 82,260 Mio. Einw. / 357.022 km² / 230 Einw. je km² ) herausrechnet, kommt die übrige Republik immer noch auf 190 Einwohner je Quadratkilometer, etwa so wie Italien, das in der Reihenfolge der am dichtesten bevölkerten Staaten Europas auf Deutschland folgt. Hier die Zahlen für Italien mit seinen Hauptregionen:
Dabei gibt es besondere Bevölkerungskonzentrationen wie die (im Nordwesten liegende) Lombardei: 8,922 Mio. Einw. / 23.863 km² / 374 Einw. je km². Kurz zur Schweiz, die - als überwiegend alpines Land mit einer besonders sensiblen (oft aber auch bedrohlichen) Natur und gleichwohl von Massentourismus und Alpentransitverkehr "heimgesucht" - im Gesamtdurchschnitt eine ähnliche Bevölkerungsdichte aufweist wie beispielsweise das norddeutsche Bundesland Niedersachsen, die Exklaven mit den Städten Bremen und Bremerhaven (zusammen Land Bremen) hinzugerechnet.
Siehe auch detaillierte aktuelle Angaben des schweizerischen Bundesamtes für Statistik mit Übersichtskarte: Eckdaten. Nun zu Großbritannien und Nordirland. Das Vereinigte Königreich hat mit 242 Einwohnern je Quadratkilometer eine etwas höhere Bevölkerungsdichte als Deutschland, wenn auch eine etwas niedrigere als West-Deutschland, d. h. die alte Bundesrepublik (ohne West-Berlin), mit deren Fläche es gut zu vergleichen ist:
Die britische Bevölkerung ist jedoch stark in England konzentriert, wie die nächste Tabelle zeigt, und erreicht dort eine ähnlich hohe Dichte wie die Niederlande (s. o.) auf einer mehr als dreimal so großen Fläche.
Es folgen noch die Bevölkerungszahlen für ein Teilgebiet innerhalb Englands, das von London und den beiden Nachbarregionen gebildet wird und sich flächenmäßig mit den Niederlanden vergleichen lässt (vgl. dazu auch detaillierte Karte: Government Office Regions, dort auf Kartenausschnitt klicken).
Die Einwohnerzahl dieses Gebietes ist größer als die von Australien, das - wenn auch unter ganz anderen klimatischen Verhältnissen - annähernd die zweihundertfache Fläche besitzt (Australien: 19,338 Mio. Einw. / 7.741.220 km² / kaum 3 Einw. je km² / Mitte 2001 nach UN-Schätzungen). Die britische Hauptstadt hat eine größere Bevölkerung als manches europäische Land, fast so viele Einwohner wie z. B. die Schweiz mit rd. 7,3 Mio. (s. o.). In Europa wird London nur noch von Moskau (mit mehr als acht Millionen Einwohnern) übertroffen - und von Istanbul, dessen Stadtgebiet aber zum Teil jenseits des Bosporus und damit bereits in Vorderasien liegt. Auch wenn Städte hier nicht das eigentliche Thema sind, an dieser Stelle ein Direktvergleich zwischen London und Berlin.
Hinweis: Infolge einer Neugliederung Berlins ist die alte Einteilung in Ost und West ab 1.1.2001 nicht mehr ohne weiteres nachvollziehbar (siehe Gebietsreform in Berlin). Siehe auch Online-Datenbanken mit Bevölkerungsstatistiken u. a.
Die Größe der Berliner Bevölkerung, die vor dem 2. Weltkrieg noch größer war als heute, verdeutlicht ein Vergleich mit der Republik Irland. - Flächenmäßig lässt sich Irland mit Bayern vergleichen, das allerdings wesentlich bevölkerungsreicher ist.
Das geburtenstarke Irland war lange Zeit von großer Armut geprägt und wurde zu einem ausgesprochenen Auswanderungsland. Die Massenabwanderung führte sogar zu einem erheblichem Rückgang der Bevölkerung und machte Irland insofern zu einem Sonderfall unter den Ländern Europas. In der EU fand Irland zu wirtschaftlichem Aufschwung und die Bevölkerung nahm und nimmt wieder stark zu, sowohl durch die natürliche Bevölkerungsentwicklung als auch durch Einwanderung (zu einem großen Teil Rückwanderung von Iren aus dem Ausland). - Vgl. auch Bevölkerung seit 1881. Eine für 2001 geplante Volkszählung wurde im Rahmen der Bemühungen, ein Übergreifen der in Großbritannien ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche zu verhindern, um ein Jahr verschoben. Zur Volkszählung 2002 siehe Census 2002. Eine besonders starke Bevölkerungskonzentration finden wir in Frankreich rund um die Hauptstadt: in der Íle de France. Deren extrem hohe Bevölkerungsdichte ist jedoch sehr untypisch für Frankreich, das im Gesamtdurchschnitt nicht halb so dicht bevölkert ist wie Deutschland und etwas unter dem Durchschnittswert der EU liegt. (Siehe dazu Tabelle mit den Mitgliedstaaten der Europäischen Union)
Anmerkung: Die Zahlen für Frankreich beziehen sich auf Métropole (France métropolitaine), d. h. Frankreich ohne Überseegebiete (départements d'outre-mer = DOM). Daneben findet man gelegentlich auch die Kategorie France de province für France métropolitaine ohne Íle-de-France, in der obigen Tabelle als übriges Frankreich bezeichnet. Eine weit über dem Landesdurchschnitt liegende kleine Region befindet sich an der Grenze zu Belgien, direkt Südost-England gegenüber an der Straße von Dover und durch den Euro-Tunnel mit England verbunden: Nord - Pas-de-Calais ( 3,997 Mio. Einw. / 12.414 km² / 322 Einw. je km² ). Bei diesen Angaben handelt es sich wie gesagt um Daten der Volkszählung 1999. Anfang 2001 betrug die Bevölkerung Frankreichs 59,037 Mio. Eine ähnlich große Bevölkerung wie die Íle de France besitzen auch die Regierungsbezirke Düsseldorf und Köln (die zusammen den rheinischen Landesteil von Nordrhein-Westfalen bilden) auf einer vergleichbaren Fläche. Dabei ist zu berücksichtigen, dass durch die administrative Grenzziehung das Ruhrgebiet östlich von Oberhausen und Essen zerschnitten wird und der östliche, westfälische Teil des Reviers aus dem Vergleich herausfällt, während andererseits dünner bevölkerte Randgebiete des Landes mit einbezogen werden.
Die Einwohnerzahl der beiden Bezirke zusammengenommen ist größer als die Bevölkerung ganz Österreichs. Österreich hat (entsprechend seiner Landesnatur, aber im Gegensatz zur Schweiz) eine für westeuropäische Verhältnisse eher gemäßigte Bevölkerungsdichte, besitzt aber wie Frankreich mit seiner Hauptstadt einen starken urbanen Schwerpunkt, wo fast ein Fünftel der Gesamtbevölkerung auf kaum einem halben Prozent des Staatsgebietes angesiedelt ist:
Spanien als eines der größeren europäischen Länder sollte hier nicht unerwähnt bleiben, obwohl das heiße und weitgehend trockene Land auch kein Beispiel für eine besondere Bevölkerungsdichte ist. Ein dicht bevölkertes Teilgebiet ist jedoch die Region um die Hauptstadt:
Spanien hat - nach der Ukraine und Frankreich - das drittgrößte Staatsgebiet aller Länder Europas (Russische Föderation und Türkei als eurasische Länder nicht mitgerechnet). Abschließend noch ein Blick auf eine kleine, aber extrem bevölkerungsreiche Region, die eine Schnittstelle zwischen Europa und Asien bildet: das Verwaltungsgebiet der größten türkischen Stadt mit ihrer weiteren Umgebung: Istanbul. Das Gebiet hat eine ähnliche Fläche wie der sehr dicht bevölkerte, oben erwähnte deutsche Regierungsbezirk Düsseldorf, aber fast das Doppelte an Einwohnern.
Um die Ausführungen nicht zu lang werden zu lassen, soll es bei diesen Beispielen bleiben. Entsprechende Angaben zu den nicht erwähnten EU-Staaten finden Sie bei den zuständigen nationalen Dienststellen: siehe Statistikämter in der EU. Auf osteuropäische und skandinavische Länder wurde hier nicht eingegangen. Unter den übrigen Themen finden Sie jedoch einen kurzen Überblick über die Russische Föderation und beim Statistischen Zentralamt Norwegens Informationen über die Nordischen Länder. Einen schnellen Überblick über Einwohner und Fläche von Teilstaaten, Provinzen und anderen administrativen Untereinheiten geben auch spezielle Websites. Einen optischen Eindruck zu den obigen Ausführungen und Tabellen vermitteln grenzüberschreitende digitale Karten des niederländischen Ministeriums für Raumordnung (Ministerie van Volkshuisvesting, Ruimtelijke Ordening en Milieubeheer - VROM):
(siehe auch Verzeichnis kaarten/toelichtingen = Karten/Erläuterungen) Für einen gesamteuropäischen Überblick:
Regionale Disparitäten innerhalb der Europäischen Union thematisiert Thomas Ott in: Das Europa der Regionen (mit kartographischen Darstellungen, u. a. zur Bevölkerungsdichte 1995). Quellen bzw. Berechnungsgrundlagen:
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