Relatives Pro-Kopf-BIP 2002 der EU-Mitgliedstaaten und der Beitrittsstaaten,
errechnet nach Angaben von Weltbank, Eurostat und OECD  (Quellenvergleich)



Im Folgenden wird das Pro-Kopf-BIP der 15 alten EU-Staaten und der 10 Beitrittsländer anhand von Index-Werten verglichen, die zurückgehen auf Angaben der Weltbank (vom April 2004), des EU-Statistikamtes Eurostat (im Jahrbuch 2004, das auf dem Datenbestand vom Mai 2004 basiert und Anfang Oktober erschienen ist) sowie auf Angaben der OECD (vom Mai 2004).  [OECD = Organisation for Economic Co-operation and Development].

Für alle drei Quellen gilt: durchschnittliches Pro-Kopf-BIP der EU15 = 100. Die Länderwerte errechnen sich nach der Formel: jeweiliges Pro-Kopf-BIP durch EU-Durchschnitt mal 100. Die Differenz zwischen dem Ergebnis und dem Mittelwert 100 entspricht dem prozentualen Abstand vom EU-Durchschnitt. Ein Wert von 110 bedeutet 10 % über dem Durchschnitt, 90 bedeutet 10 % unter dem Durchschnitt.

Das EU-Statistikamt Eurostat verwendet bei der Berechnung des Pro-Kopf-BIP so genannte Kaufkraftstandards (KKS). In einer Publikation zum Bruttoinlandsprodukt 2002 (die vom November 2003 datiert [s. Archiv] und deren Angaben bereits revidiert wurden) erläutert Eurostat:

"Für internationale Vergleiche kann das BIP pro Einwohner in einer gemeinsamen Währungseinheit oder in Kaufkraftstandards gemessen werden. Die aus diesen Ansätzen erhaltenen Resultate können durchaus deutlich voneinander abweichen. Durch die Verwendung von KKS werden unterschiedliche Preisniveaus berücksichtigt, die normalerweise die Unterschiede zwischen verschiedenen Volkswirtschaften überbetonen, wenn ökonomische Aggregate einfach über Wechselkurse umgerechnet werden."

Auf ähnliche Weise verwenden auch OECD und Weltbank purchasing power parities (Kaufkraftparitäten) bzw. international dollars. "An international dollar has the same purchasing power over GDP as a U.S. dollar has in the United States" (Weltbank).  [GDP = gross domestic product = Bruttoinlandsprodukt = BIP]

Die aus den KKS und den anderen genannten Einheiten abzuleitenden Index-Werte müssen jedoch nicht übereinstimmen. Deshalb der Quellenvergleich auf dieser Webseite.

Eurostat weist auch darauf hin, "dass die Werte in KKS nicht zur Erstellung einer eindeutigen Länderrangliste gedacht sind; sie sollen vielmehr einen vergleichenden Eindruck von der Größenordnung des BIP-Volumens pro Kopf geben."

Diese Werte sollten auch nicht für Periodenvergleiche benutzt werden: "Schließlich sind Angaben in KKS für internationale Vergleiche und nicht für Vergleiche über die Zeit zu verwenden."

Außerdem betont Eurostat den "explizit vorläufigen Charakter" seiner Angaben vom November 2003 und wie gesagt wurden die Angaben inzwischen bereits revidiert. Wurde seinerzeit für das deutsche Pro-Kopf-BIP 2002 noch ein Indexwert von rund 102 angeben, so errechnet sich nach den Angaben im Jahrbuch 2004 nur noch ein Wert von 99,6 = rund 100.

Dieser Wert ergibt sich aus dem Pro-Kopf-BIP 2002 Deutschlands (23.950 KKS, mit dem Vermerk "Prognose") dividiert durch den Durchschnittswert aller 15 Staaten, aus denen sich die EU im Jahr 2002 zusammensetzte (24.040 KKS), multipliziert mit 100.

Analog dazu errechnet sich aus den Angaben der OECD zu Deutschland (25.900 purchasing power parities) und den EU15 (26.000 ppp) ebenfalls ein Index-Wert von rund 100 für das deutsche Pro-Kopf-BIP.

Aus den Weltbankzahlen hingegen lässt sich (nachdem das Pro-Kopf-BIP aus dem Gesamt-BIP und der Einwohnerzahl errechnet wurde) bei einem deutschen Pro-Kopf-BIP von 27.100 international dollars und einem durchnittlichen Pro-Kopf-BIP der EU15 von 26.040 int. $ für Deutschland ein Index-Wert von 104,1 = rund 104 errechnen.

Während also nach Eurostat und OECD Deutschlands Pro-Kopf-BIP (knapp) im Gesamtdurchschnitt der 15 EU-Staaten liegt, übersteigt es den Weltbank-Angaben zufolge den EU-Durchschnitt um rund 4 %.

Die Reihenfolge der Staaten in der nachfolgenden Tabelle entspricht der Größe ihres Gesamt-BIP nach Angaben der Weltbank.

Zur Berechnung der mit angegebenen Werte für West- und Ostdeutschland, wurde zusätzlich auf deutsche Statistiken zurückgegriffen. Dazu folgt im Anschluss an die Tabelle noch ein Hinweis.


BIP pro Kopf 2002  (EU = 100)
EU-Mitgliedstaat Weltbank
(April 2004)
Eurostat
(Mai 2004)
  OECD  
(Mai 2004)
 Deutschland 104  100  100 
 Frankreich 103  105  105 
 Großbritannien und Nordirland 100  107  108 
 Italien 102  99  98 
 Spanien 82  86  86 
 Niederlande 112  111  112 
 Belgien 106  107  107 
 Österreich 112  111  111 
 Schweden 100  105  105 
 Griechenland 72  71  71 
 Portugal 70  71  71 
 Dänemark 119  112  112 
 Irland 140  125  125 
 Finnland 101  102  102 
 Luxemburg 235  190  189 
 Europäische Union 100  100  100 
 
 West-Deutschland 112  107  107 
 Ost-Deutschland 74  71  71 


Zur entsprechenden Tabelle der 10 Beitrittsländer (unten)

Die Zahlen für West- und Ost-Deutschland sind in allen drei Fällen das Ergebnis einer eigenen Umrechnung des gesamtdeutschen Wertes. Dazu wurden Angaben des Arbeitskreises Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder zum BIP 2002 in jeweiligen Preisen je Einwohner zu Hilfe genommen.

Der Arbeitskreis VGR d L macht dazu folgende Angaben
(Berechnungsstand Februar 2005):
- alte Bundesländer ohne Berlin: 27.448 Euro
- neue Bundesländer einschl. Berlin: 18.266 Euro
- Deutschland insgesamt: 25.549 Euro

Multipliziert man die Index-Werte für ganz Deutschland (104 bzw. 100) mit den Quotienten 27.448/25.549 bzw. 18.266/25.549, erhält man die zugehörigen Index-Werte für West- und Ost-Deutschland.

Nach dieser Berechnungsmethode übersteigt das BIP Westdeutschlands (alte BRD ohne West-Berlin) den EU-Durchschnitt um rund 12 %, wenn man von den Weltbank-Zahlen ausgeht, und immerhin um rund 7 %, wenn man von den Eurostat- oder OECD-Angaben ausgeht. Das Pro-Kopf-BIP Ostdeutschlands liegt dagegen um rund 26 bzw. 29 % unter dem EU-Durchschnitt.


Das Bundesland Hessen mit einem Pro-Kopf-BIP von 31.022 Euro - und mit mehr Einwohnern als Dänemark, wenn auch weniger als einem Zehntel der Bevölkerung Deutschlands - käme nach Art der beschriebenen Berechnungsmethode auf Index-Werte von 126 bzw. 121, die weit über den Werten Gesamt-Deutschlands und auch über den hohen Werten Dänemarks liegen.

Dies nur als Hinweis darauf, dass es nicht unproblematisch ist, kleine und große Staaten in eine sinnvolle Rangfolge zu bringen, zumal wenn sie im Rahmen der EU wirtschaftlich eng verflochten sind und eine gemeinsame Förderungspolitik betreiben. Davon hat insbesondere auch Irland profitiert, das inzwischen ein überragendes Pro-Kopf-BIP erzielt - allerdings als zweitkleinstes Land unter den 15 der EU, mit etwa so viel Einwohnern wie das deutsche Bundesland Rheinland-Pfalz.

Rheinland-Pfalz gehört allerdings zu den wirtschaftsschwächeren deutschen Regionen und käme mit einem Pro-Kopf-BIP von 22.699 Euro nach Art der obigen Umrechnung nur auf Index-Werte von 92 bzw. 89. Der Vergleich mit dem unmittelbar angrenzenden wirtschaftsstarken Hessen (s. o.) macht deutlich, wie stark die Werte auch innerhalb einzelner EU-Staaten auf engem Raum differieren können.

Das hat wie so oft auch historische Ursachen, in diesem Fall die föderale Gliederung der Bundesrepublik nach dem 2. Weltkrieg, wo die Siegermächte das entscheidende Wort hatten, worauf wir hier aber nicht näher einzugehen brauchen.

Rheinland-Pfalz grenzt auch unmittelbar an das kleine Luxemburg mit einem ganz extrem hohen Pro-Kopf-BIP (s. o. Tabelle), das allerdings in erheblichem Maße durch Berufspendler aus dem benachbarten Ausland zustande kommt, die mit ihrer Erwerbstätigkeit in Luxemburg zum dortigen BIP und damit auch zum BIP pro Einwohner beitragen, ohne jedoch selbst in der Einwohnerzahl enthalten zu sein.

Einen solchen Pendlereffekt gibt es auch im Stadtstaat Hamburg (Enklave zwischen Niedersachsen und Schleswig-Holstein, unweit von Mecklenburg-Vorpommern) mit einem Pro-Kopf-BIP von 43.908 Euro, dem höchsten unter den deutschen Bundesländern, was auf EU-Ebene Index-Werten von etwa 179 bzw. 172 gleichkommt. Hamburg gilt denn auch insofern als eine der wirtschaftsstärksten Regionen Europas, sofern der Begriff "Region" überhaupt für eine einzelne Stadt zutrifft, auch wenn sie nahezu viermal so viel Einwohner hat wie der EU-Staat Luxemburg.


(Vgl. auch Eurostat-Pressemitteilung vom 27.4.2005: "Regionales BIP je Einwohner in der EU25" im Archiv. Beachten Sie aber, dass dort die Index-Zahlen bereits auf die erweiterte EU mit 25 Staaten umskaliert sind: EU25 = 100. Diese Zahlen sind also mit den obigen und den folgenden Angaben nicht vergleichbar. Im Folgenden gilt weiterhin EU15=100.)


Es folgt eine Tabelle mit den zehn Staaten, die ab Mai 2004 der EU als Neumitglieder angehören. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Polen allein mehr Einwohner hat als die neun anderen zusammen (und annähernd so viel wie Spanien). Damit wird Polen zum sechstgrößten von 25 EU-Staaten. Wie in der ersten Tabelle entspricht die Reihenfolge der Staaten der Größe ihres Gesamt-BIP in international dollars nach Angaben der Weltbank.

Danach macht das Gesamt-BIP Polens etwa 45 % von dem aller zehn beitretenden Länder aus. Der Abstand seines Pro-Kopf-BIP zum EU-Durchschnitt der bisherigen 15 Mitgliedstaaten und selbst zu der weit unterdurchschnittlichen Position der schwächeren Mittelmeerländer sowie Ostdeutschlands (mit den Index-Werten 74 / 71 / 71 nach Weltbank, Eurostat und OECD, s. o.) ist jedoch noch enorm:


BIP pro Kopf 2002  (alte EU der 15 Staaten = 100)
EU-Beitrittskandidat Weltbank
(April 2004)
Eurostat
(Mai 2004)
  OECD  
(Mai 2004)
Polen  41  42  42 
Tschechien  61  62  58 
Ungarn  51  53  53 
Slowakei  49  47  47 
Slowenien  71  70   
Litauen  40  40 
Lettland  35  35 
Estland  47  40 
Zypern  69  76 
Malta  68  69 


Aus den Zahlen der Weltbank lässt sich für alle zehn Beitrittsländer ein Index-Wert von 47 errechnen. Demnach ist das Pro-Kopf-BIP der Beitrittsländer im Gesamtdurchschnitt nicht halb so hoch wie der Durchschnitt der alten EU.


Nach den Weltbank-Zahlen, auf die wir uns im Folgenden beschränken wollen, errechnet sich aus den einzelnen Bruttoinlandsprodukten und den Einwohnerzahlen der 15 alten und 10 neuen EU-Länder (vgl. entsprechende Tabellen auf einer anderen Seite) ein gemeinsames Pro-Kopf-BIP von rund 23.750 international dollars - gegenüber rund 26.040 int. $ der EU15. Bei einem EU15-Index von 100 ergibt sich daraus für alle 25 Länder ein Index-Wert von 91.

Mit anderen Worten: Wenn die Erweiterung schon im Jahr 2002 stattgefunden hätte, wäre das durchschnittliche Pro-Kopf-BIP der EU um etwa 9 % gesunken - und mit einem ganz ähnlichen statistischen Effekt ist auch nach der tatsächlichen EU-Erweiterung beim BIP 2004 zu rechnen.

Gleichwohl kann die Europäische Union nach der Erweiterung als größter Wirtschaftsblock der Welt gelten, jedenfalls wenn man die Zahlen des Jahres 2002 nach Angaben der Weltbank vom April 2004 zugrunde legt. Für das gemeinsame BIP 2002 der alten EU und der Beitrittsländer errechen sich rund 10,8 Billionen international dollars bei einem Bruttoweltprodukt von rund 48,8 Billionen international dollars.

Diese Aussage ist jedoch stark zu relativieren, denn das Gesamt-BIP 2002 der Vereinigten Staaten von Amerika ist mit rund 10,3 Billionen international dollars nicht sehr viel kleiner ist als das gemeinsame BIP der EU15+10, und beim Pro-Kopf-BIP kommen die USA sogar auf einen Index-Wert von 137. Demnach liegt das Pro-Kopf-BIP der USA um etwa 50 Prozent über dem Niveau der erweiterten EU (wie gesagt mit einem Index-Wert von 91).


Schon bald werden voraussichtlich auch Bulgarien und Rumänien der EU beitreten - und zu einem ferneren, noch völlig unbestimmten Zeitpunkt die bevölkerungsreiche Türkei. Ausgehend von ihrem Pro-Kopf-BIP 2002 nach Kaufkraftparität kommen diese Kandidaten auf Basis der Weltbank-Zahlen auf folgende Index-Werte:

Bulgarien: 27, Rumänien: 25, Türkei: 25.

Wollten die genannten drei Länder nur auf das heutige Niveau schwächerer EU-Staaten oder Regionen wie Ostdeutschland (74) kommen, so müssten sie ihr BIP ungefähr verdreifachen. Um den heutigen EU15-Durchschnitt (100) zu erreichen, bedürfte es einer Vervierfachung, und je mehr Wirtschaftswachstum auch die alten EU-Staaten noch haben werden, desto größer wird der aufzuholende Abstand für die neuen.

Die Schweiz, die hier nicht unerwähnt bleiben soll, obwohl ihr EU-Beitrittsgesuch aus dem Jahre 1992 (nach einer negativ verlaufenen Volksabstimmung über ein Wirtschaftsabkommen) ruht, erreicht einen Wert von 115.


Gemessen am Gesamt-BIP nach Kaufkraftparität nach Angaben der Weltbank bilden die USA die größte und Deutschland die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt. Dazwischen liegen China, Japan und Indien. Zusammengenommen machen diese Länder gut die Hälfte der gesamten Weltwirtschaft aus. Vergleichen wir abschließend ihr Pro-Kopf-BIP 2002 in Relation zum Durchschnitt der alten Europäischen Union (EU15 = 100):

USA: 137, China: 18, Japan: 103, Indien: 10, Deutschland: 104.

Zahlen, die vor allem im Hinblick auf Indien und China zu denken geben. Der Weltdurchschnitt liegt bei 30. Nigeria, das bevölkerungs-"reichste" Land Afrikas, kommt übrigens auf einen Index-Wert von 3.


Im Falle der USA und Japans können wir auch noch einmal auf Eurostat- und OECD-Angaben zurückgreifen. Auf Basis dieser Daten errechnen sich für das Pro-Kopf-BIP der USA in Relation zum Durchschnitt der EU15 Indexwerte von 137 und 138. Für Japan lauten die entsprechenden Werte 101 und 103. Für Deutschland errechnet sich in beiden Fällen ein Indexwert von 100, wie in der ersten Tabelle oben angegeben.



Online-Quellen bzw. Berechnungsgrundlagen:

  • Tabellen zu BIP und Bevölkerung der Europäischen Union 2002 und der Beitrittskandidaten
    (nach Angaben der Weltbank - siehe dortige Quellengaben)

  • Eurostat (http://epp.eurostat.cec.eu.int/)
    > DE > wähle: Jahrbuch 2004

    Aktuelle Indexwerte finden Sie unter:
    Eurostat (http://epp.eurostat.cec.eu.int/)
    > DE > Wirtschaft und Finanzen > (unter Daten:) Gesamtansicht > Wichtige Konjunkturindikatoren > Wirtschaft - Strukturindikatoren > Allgemeiner wirtschaftlicher Hintergrund
    wähle: BIP pro Kopf in KKS
    Auf dieser Eurostat-Seite wurden die Index-Werte bereits auf die erweiterte EU umskaliert. Es gilt dort also EU25 = 100.

  • OECD = Organisation for Economic Co-operation and Development (www.oecd.org)
    > Statistics > National Accountswähle: Gross Domestic Product per Capita for OECD Countries
    s. ggf. Archiv ]

  • Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (www.statistik.baden-wuerttemberg.de)
    > Volkswirtschaft, Konjunktur, Preise
    VGR d L "Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder"
    wähle: Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen
    oder:
    Statistisches Bundesamt (www.destatis.de)
    > Regionales > Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder
    wähle: Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen

  • Tabelle Die größten Volkswirtschaften 2002 (nach Angaben der Weltbank)


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